In the Cage - Visual Music

Anlässlich des 100. Geburtstags von John Cage fand im Partika-Saal der Robert-Schumann Hochschule ein Konzert statt mit dem Titel “In the Cage – Visual Music” (25. & 26. Oktober 2012). Das Konzert war eine Kooperation zwischen der Robert-Schumann Hochschule Düsseldorf, dem Institut für Musik und Medien Düsseldorf und der Fachhochschule Düsseldorf. Das Konzert sollte das Lebenswerk von John Cage ehren.

Gemeinsam mit meinen Kommilitonen Stefan Zimmermann, Stephan Kugler und Lukas Loss arbeitete ich an der Visualisierung von drei Musikstücken, die während des Konzertabends live aufgeführt wurden: „Winter Music“ und „Williams Mix“ von John Cage, sowie „Ballet Parade“ von Eric Satie. Die Visualisierung wurde auf eine 80qm große dreidimensionale Fläche projiziert.

Die Arbeiten entstanden in Zusammenarbeit mit Prof. Anja Vormann, Heike Sperling, dem Dirigenten Roland Techet und Julian Martinz in der Projektkoordination.

Arbeit im Partika Saal & Mapping

Als Vorbereitung erstellten wir ein 3D-Modell des Partika-Saals. Der Partiker-Saal ist achteckig; der obere Bereich wird von einem entsprechend achteckigen Balkon gesäumt. Wir entschieden uns in der Vorbereitungsphase dazu, den Balkon als Projektionsfläche zu nutzen. Die Fläche sollte von drei Beamern bestrahlt werden, von denen sich die beiden äußeren kreuzten. Dazu befestigten wir vor der Aufführung Pappen an den Außenwänden des Balkons, um die Projektionsfläche sauberer wirken zu lassen und sie gleich-zeitig zu vergrößern.

Diese recht ungewöhnliche Projektionsfläche bauten wir ebenfalls in einem dynamischen 3D-Modell nach. Dieses nutzten wir im Folgenden, um die Gesamtszene inklusive der Projektion in VVVV nachzubauen und somit ein perfektes Projektions-Mapping zu erreichen.

BALLET PARADE

Die Visualisierung zu dem Orchesterstück von Eric Satie setzt die Arbeit des Dirigenten in den Fokus des Geschehens. Der Dirigent ist bei diesem Stück nicht nur für das Dirigieren selbst, sondern auch für die Visualisierung des Stücks verantwortlich. Dazu wird der Dirigent an den Händen mit Beschleunigungssensoren und am Kopf mit einem Hirnstrom-Messgerät ausgestattet. Einerseits beeinflusst er somit die Dynamik der Visualisierung mit seinen Handbewegungen, indem er Formen und Partikel über die Projektionsfläche des Balkons leitet. Andererseits beeinflussen die Daten aus dem Hirnstrom-Messgerät ein Netz aus städtischen Fragmenten, natürlichen Strukturen und abstrakten Elementen. Ist der Dirigent unkonzentriert so beschleunigen sich die Partikel, Straßenschilder, und Personen; ist er entspannt, so verlangsamen sich die Bewegungen des Hintergrundes.

Ästhetisch orientiert sich die Visualisierung genauso wie das Musikstück „Ballet Parade“ selbst an der music concrete. Dieses Genre definiert sich durch die direkte musikalische Beschreibung einer bildlichen Szenerie.
Genau das Umgekehrte gilt für das hier umgesetzte Konzept, da es als eine visuelle Beschreibung einer musikalischen Szenerie gedacht ist.

Der Wechsel von Stadtszenen in Naturszenen stellt den Wandel im Stück dar, dessen Klänge und Instrumente graduell industrieller und militanter werden. Um die live-Umsetzung zu unterstützen, las eine Studentin während der Aufführung die Partitur für uns, sodass wir die Szenen antizipieren und vorbereiten konnten.

WILIAMS MIX

In einem Freibad gedrehte Szenen zeigen in Zeitlupe die Sprünge, Tauchgänge und Schwimmbewegungen einer Person. Der Hauptdarsteller Tim Howe sucht als Freibad-Besucher jene Ruhe, die der Hörer des Stücks „Williams Mix“ braucht, um den räumlichen Wechselwirkungen aus urbanen und ländlichen Klängen folgen zu können.

Die visuelle Ruhe ermöglicht es dem Betrachter also erst, sich auf die 8-Kanal-Klangkomposition einzulassen.

WINTER MUSIC

Das auf vier Flügeln gespielte Stück wird als Dialog der Instrumente und ihrer Spieler aufge-griffen. Für die Visualisierung dieses Dialogs wird jeder Flügel mit einem Mikrofon ausgestattet. Jedes Mikrofon ist mit einem eigenen Elektromagneten verbunden, der sich in einem Aquarium befindet. Das Aquarium ist mit Wasser und magnetischer Flüssigkeit (Ferofluid) gefüllt. Das Anspielen einer Taste aktiviert über das Mikrofon den zugewiesenen Magneten und sorgt dafür, dass dieser das Ferofluid im Aquarium an sich zieht. Das Ergebnis ist ein Nehmen und Geben zwischen den Instrumenten, eine visuelle Übertragung des musikalischen Zusammenspiels mit eigenen physikalischen Gegebenheiten.

Technisch werden die Magnete über einen Arduino-Controller gesteuert. Das Arduino bekommt seinen Input per Lan über einen PC, der den Input der Soundkarte reguliert. Außerdem läuft auf dem PC die VVVV-Programmierung, die u.a. sicherstellt, dass das Ferofluid genau den Klängen entsprechend schwingt. Zusätzlich zur im Aquarium sichtbaren Installation wurde das Ganze gefilmt und live auf die dahinter liegende Balkonfläche projiziert.